Der Blutegel

Hirudo medicinalis

Egel sind lebende Apotheken. Ihr heilender Biss wird von modernen Medizinern wieder genauso geschätzt, wie seit Anbeginn der Heilkunst.

Keine Bange: der Biß eines Blutegels ist nicht schmerzhaft.
Verständlich, denn Egel haben in der freien Natur kein Interesse daran, von ihren unfreiwilligen "Opfern" bemerkt zu werden. Die Bisse werden wie "Brennesseln", "Mückenstiche", "ein leichtes Ziehen" oder sogar als völlig schmerzfrei beschrieben. Ein im folgenden Verlauf mögliches, leichtes Jucken - ähnlich wie bei einem Mückenstich - geht auf histaminähnliche Substanzen zurück. Der Biß ist auch durch die Biß"technik" wenig schmerzhaft: 3 sternförmig angeordnete Sägeleisten mit jeweils ca. 80 Kalkzähnchen raspeln sich vorsichtig durch die Haut, um zum Ziel der Wünsche - dem Blut - zu gelangen. Zwischen den Zähnchen sind Öffnungen, durch die der Blutegelspeichel abgegeben wird. Beim Saugen sondert der Blutegel das blutgerinnungshemmende Mittel Hirudin ab, das dafür sorgt, daß er während des ca. 30 minütigen Saugaktes genug Blut aufnehmen kann. Calin hemmt ebenfalls die Blutgerinnung. Es bewirkt im Anschluß an das "schnelle" Hirudin die ca. 6 - 12 Stunden dauernde Reinigung der Wunde durch Nachbluten. Es kommt zu dem gewünschten, sanften Aderlaß.
In ihrem Speichel sind allerdings noch mehr nützliche Wirkstoffe enthalten. Sie haben durchblutungsfördernde, schmerzlindernde und antibiotische Eigenschaften.

Wenn es auch in die heutige Medizin kaum zu passen scheint: Blutegel sind wieder zu einem Bestandteil der medizinischen Versorgung geworden. Seitdem Menschen einander heilen, spielen Blutegel (Hirudo medicinalis) eine recht bedeutende Rolle. Bei den Germanen wurde das Wort "Blutegel" z.B. nahezu synonym mit dem Wort "Heiler" verwendet.
Nach einer ca. 100 Jahre dauernden Zwangspause (bis ca. 1975) - die durch die Folgen übertriebener Anwendung im letzten Jahrhundert ("Vampyrismus"), mangelnden Wissens und Vorurteilen begründet war – werden sie heutzutage wieder als lebende Apotheken betrachtet.
Die rekonstruktive Chirurgie hat die sensiblen Blutsauger in den 80er Jahren wiederentdeckt und seitdem erobern sie ihren verdienten Platz in der Heilkunst zurück. Die moderne Biochemie hat so viele Wirksubstanzen und deren Wirkmechanismen im Blutegelspeichel aufgeklärt, daß die Heilwirkung der Blutegel inzwischen wissenschaftlich erwiesen ist.

Therapeutisch wird der Egel heute z. B. bei folgenden Beschwerden eingesetzt:
Arthritis
Arthrose
Furunkel und Karbunkel
Krampfadern
Venösen Verstopfungen
Venenentzündungen
Thrombosen
Hypertonie
Schlaganfall
Rheuma
Tinnitus

Blutegel bei der Arbeit:

Copyright B. Stiller 2005-2013

Bei dieser Behandlung eines Schultergelenks mit Arthrose, wurden drei Blutegel um das erkrankte Gelenk platziert.
Im 1. Bild sieht man, das mit Hilfe der Dosen die Egel punktgenau angesetzt werden können.
Im 2. Bild hat der hintere Egel bereits seine Arbeit beendet und die Bißwunde ist mit einer sterilen Kompresse versorgt worden.
Der obere Egel ist kurz vor dem Loslassen. Die Saugzeiten richten sich nach dem Appetit der Egel, denn bei allem meditzinischen Nutzen sollte man nie vergessen, dass es sich hierbei um lebende Tiere handelt, die in ihrem Biß- und Saugverhalten sehr individuell sind.
Während der Behandlung stellt sich ein Wärmegefühl ein und oft wird eine sofortige, lokale Entlastung wahrgenommen.
Weitere Informationen rund um den Blutegel bietet die Biebertaler Blutegelzucht GmbH an: www.blutegel.de

Arthrose des Schultergelenks



Blutegel bei der Arbeit



Biss eines Blutegels 48 Stunden nach Behandlung